
Fremd
von Michel Friedman
Ein Kind auf der Flucht. Als Staatenloser in Paris geboren. Zwischen Ländern, Sprachen, Identitäten. Seine jüdischen Eltern und die Großmutter sind, dank Oskar Schindlers Liste, gerade noch aus dem besetzten Polen entkommen. Die Aufgabe des Jungen wird es, seinen Eltern Mut zu machen, sie zum Lachen zu bringen und ihnen im Alltag zu helfen. „Kindheitsberuf: Lebensübersetzer.“ Eine gewaltige Aufgabe für ein Kind. Dazu der ständige Kampf um Papiere und Stempel. Mit 9 Jahren dann die Übersiedlung ins Land der Täter, voll Bangen und Hoffen. Und die Suche nach einem Wir, das nicht mehr ausschließt. Michel Friedmans „Fremd“ ist ein berührender, kluger Text voll poetischer Wucht und tiefgründigem Humor. Er zeigt, wie wichtig es gerade heute ist, diese Lebensgeschichten zu erzählen. Er schildert die Erfahrung des Fremdseins, die Angst, aber auch Begegnungen und Momente, die Mut machen. Existenziell und zutiefst menschlich erinnert er daran, dass wir in der Fremde alle fremd sind. Und manchmal sogar in uns selbst. Fremdheit als Erfahrung, die wir alle kennen – und die uns verbinden kann.
Der Monolog ist biografisch und historisch inspiriert – und erzählt zugleich von der universellen Erfahrung des Fremdseins. In der Inszenierung Elina Finkels, die selbst als jüdisches Kind nach Deutschland kam, wird der beeindruckende Text durch drei Spielende und eine Puppe zum Leben erweckt.