GRIT LEMKE

Senftenberger Lesung

Sie waren mit ihren Eltern nach Ho­yers­wer­da gekommen, eine DDR-Mus­ter­stadt: aus dem Hei­de­bo­den gestampft, aus Bau­ele­men­ten zu­sam­men­mon­tiert. Morgens rollen die Eltern in Schicht­bus­sen davon, die Kinder wachsen in einem großen Kollektiv auf. Die Er­zäh­le­rin wird Teil der Kultur- und Kunst­sze­ne um Gerhard Gun­der­mann, den Springste­en des Ostens. Eine Art pro­le­ta­ri­sche Bohème ent­wi­ckelt sich: nachts im Kel­ler­club, morgens im Schicht­bus. Doch der Wie­der­ver­ei­ni­gung folgen Mas­sen­ent­las­sun­gen, und ein latent vor­han­de­ner Rassismus gegen in der Stadt lebende Ver­trags­ar­bei­ter sowie eine schnell er­star­ken­de Rechte führen  zu Aus­schrei­tun­gen. Die Kul­tur­sze­ne bleibt tatenlos, doch auch für sie wird danach nichts mehr sein, wie es war… Die Autorin Grit Lemke, die schon mit ihrem Grim­me­preis-no­mi­nier­ten Film Gun­der­mann Revier einen tiefen Blick in das Leben ihrer Hei­mat­stadt Ho­yers­wer­da geworfen hatte, arbeitet nun die Biografie ihrer komplexen Ge­nera­ti­on auf. In einem do­ku­men­ta­ri­schen Roman ver­schränkt sie virtuos die Stimmen der Kinder von Hoy zu einer mit­rei­ßen­den Oral History.