Maria Krutoholova – Wurzeln

über ihre Ausstellung Wurzeln im Rahmen des ersten FestSpiel Senftenberg

Ich, Maria Krutoholova, bin am 21. Juni 1993 in der Ukraine geboren, in der Stadt Krywyj Rih.

Ich habe in Kiev ein Musisches Gymnasium mit dem Schwerpunkt Kunst besucht, und habe im Anschluss „Film- und Theaterszenografie“ an der „Nationalen Akademie der Bildenden Künste und Architektur“ studiert.

Nach dem Abschluss habe ich an verschiedenen Theatern gearbeitet, war zu Theaterfestivals eingeladen und hatte Kunstaustellungen… das war ein wundervolles Leben, das am 24. Februar 2022 schlagartig aufgehört hat, an dem Tag, als Russland meine Heimat bombardiert hat und der Krieg begann.

Jetzt habe ich allen meinen Mut zusammengenommen, um mir in Deutschland ein neues Leben aufzubauen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Ich danke allen Menschen, die mich hier unterstützen und mir helfen, einen festen Boden unter den Füssen zu bekommen.

Mir ist es wichtig, in meinen Arbeiten die Erinnerung an meine Heimat zu bewahren, an mein Zuhause, an meine Ursprünge. Ich möchte von den Besonderheiten der ukrainischen Kultur und Ästhetik erzählen.

Der Krieg hat die Ukrainer in der ganzen Welt verstreut, und wir fühlen uns entwurzelt, wie Bäume, die aus ihrem Heimatboden gerissen wurden.

In meiner Installation „Wurzeln“, die ich für die neue Bühne Senftenberg entwickle, arbeite ich mit starken nationalen Symbolen. So ist ein wichtiges Symbol für uns Ukrainer der Lebensbaum (als Metapher für die Ukraine und das ukrainische Volk. Die Wurzeln des Baumes reichen tief in die Vergangenheit hinein, seine verzweigte Krone ist die sich ständig ändernde Gegenwart, und die jungen Triebe, die nach oben streben, eine ungewisse Zukunft). Ich zeige, wie der Krieg diesen Baum auseinandergerissen hat. Der Krieg zerbricht die Äste, kappt die Bindungen und präsentiert der Welt, die gewaltsam aus der Heimaterde herausgerissenen, blutigen Wurzeln.

Ein weiteres folkloristisches Symbol, das in meine Arbeit einfließt, ist die Puppe „Motanka“. Das ist eine kleine Puppe, die traditionell aus Stoffresten, Garn, Bändern, Heu, getrockneten Kräutern, Baumrinde und anderen Naturmaterialien hergestellt wird. Diese Puppen sind Amulette, die ihre Besitzer vor jeglichem Unglück schützen sollen. Für mich sind diese Puppen-Amulette eine Neuinterpretation der ukrainischen Seele, der ukrainischen Gefühle und Werte, für die wir heute kämpfen.

Das ist eine Art uralte gute Magie, die versucht, das ukrainische Volk in seinen gegenwärtigen schweren Prüfungen zu schützen. Ich hoffe, dass ich so, durch meine Kunst, das Drama vermitteln kann, die die Ukraine gerade durchmacht.

Ich möchte mich bei der Theaterleitung und allen Beteiligten für die Möglichkeit, dieses Projekt umzusetzen, herzlich bedanken.

Maria Krutolohova auf Instagram

Maria Krutolohova ist eine aus der Ukraine geflüchtete Künstlerin, die im Rahmen des ersten FestSpiel Senftenberg ihre Ausstellung „Wurzeln“ entwirft. Sie wird gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.

(Foto c. privat)