
Späti Paradies
von Juliane Hendes
im Auftrag der neuen Bühne Senftenberg
In Juliane Hendes’ kurzweilig-kritischem Stück wird die deutsche Gesellschaft unter das Mikroskop gelegt. Das große Ganze beginnt hier im Kleinen: an einem Ort, den die Politik scheinbar längst vergessen hat, in einem Kiez, den so viele nach und nach verlassen, wo der Späti „Paradies“ als einer der wenigen Orte der Zusammenkunft bleibt.
Da ist der Spätibesitzer Andi, er führt den Laden seit Jahrzehnten. Er ist der, der bleibt. Um ihn herum: Menschen, die kommen und gehen und solche, die nur einmal auftauchen. Andi versorgt sie mit allem, was ein Späti bereithält, vor allem aber mit einem offenen Ohr, für ihre Sorgen und Geschichten.
Wie zum Beispiel für Katrin, die in der Pflege arbeitet und sich ständig zwischen Sohn und Patienten aufreibt, weil die Aufgaben endlos und die Mittel knapp sind oder für Martin, der sich von Job zu Job hangelt. Außerdem gibt es da noch Theo, der philogyne Postbote, der sich aus der Einsamkeit fortträumt und natürlich Rosi, die trockene Alkoholikerin. Und was ist mit Andi? Der hat natürlich seine ganz eigene Geschichte, von der verlorenen Liebe, den Erinnerungen und seiner Idee von Glück. Bis irgendwann ein Brief vom Vermieter reinflattert und seine Existenz in Frage stellt.
Wer verstehen will, wer unsere Gesellschaft trägt und was sie zusammenhält, wer Fragen an unsere Zeit hat, sollte sich, um es mit Andis Worten zu sagen, „mit hier in diesen Laden setzen.“